Samstag, 24. Januar 2009
 
Heftige Gefechte in Sri Lanka PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Ralf Leonhard   
Freitag, 13. Oktober 2006

Erneute Kämpfe zwischen Armee und tamilischen "Befreiungstigern" fordern dutzende Tote und gefährden die Wiederaufnahme des Dialogs. Gefechte zwischen sri-lankischen Soldaten und Rebellen der tamilischen Befreiungstiger (LTTE) haben seit Mittwoch mehrere Dutzend Todesopfer auf beiden Seiten gefordert.

Die Kämpfe in einem von der LTTE verwalteten Gebiet auf der Halbinsel Jaffna waren die heftigsten seit mehreren Wochen. Während die Armee von 200 getöteten Rebellen und nur 43 eigenen Verlusten sprach, meldete die LTTE lediglich zehn Tote in den eigenen Reihen, aber 75 auf Seiten des Gegners. Über 200 Soldaten wurden nach Militärangaben verletzt.

Wie üblich differieren die Darstellungen der verfeindeten Parteien auch in puncto Ursache der Kämpfe. Während die LTTE von einer groß angelegten Offensive der Militärs sprach, erklärte die sri-lankische Armee, sie sei zuerst von den Rebellen angegriffen worden. Ein Sprecher des nationalen Roten Kreuzes bestätigte jedoch, in der Tamilenhauptstadt Kilinochchi die Leichen von 74 Soldaten entgegengenommen zu haben. Weitere 55 tote Soldaten wurden von den eigenen Kameraden geborgen. Ein verwundeter Soldat wurde im Spital von Kilinochchi verarztet und verblieb in der Hand der Rebellen. AFP zitiert einen hohen Armeeoffizier, der zugab, die Offensive sei keine gute Idee gewesen, man habe ich "eine blutige Nase geholt."

Die Kämpfe verletzen nicht nur den Waffenstillstand, der offiziell immer noch in Kraft ist. Sie gefährden auch ein für Ende Oktober geplantes Treffen in Genf, zu dem sich beide Seiten bereit erklärt haben. Der Dialog wurde vom norwegischen Vermittler Jon Hanssen Bauer eingefädelt. Seit einem kurzen Treffen Ende Februar hat es keinen direkten Kontakt mehr zwischen den Konfliktparteien gegeben. Vorbedingungen wurden keine aufgestellt. Armeechef Sarath Fonseka behielt sich aber vor, weiterhin "vorbeugende Schläge" gegen Stellungen der Tiger zu führen. Unter diesem Terminus laufen Offensivoperationen, mit denen die Armee in den letzten Wochen immer wieder auf das im Waffenstillstandsabkommen von 2002 festgelegte Territorium der LTTE vorgedrungen und den tamilischen Rebellen schwere Verluste zugefügt hat. Fonseka erklärte, er habe dafür zu sorgen, dass die "Terroristen" sich von den militärischen Schlappen nicht erholen.
S. P. Tamilchelvan, der Chef des politischen Flügels der LTTE, klagte gegenüber den Norwegern, dass die Armee nicht nur ständig provoziere, sondern auch der skandinavischen Sri Lanka Monitoring Mission den Zugang zu den umkämpften Gebieten verwehre. Die LTTE habe sich hingegen verpflichtet, auf „vorbeugende Verteidigungsaktionen“ zu verzichten.

Die jüngsten Gefechte konzentrierten sich auf den südöstlichen Teil der Halbinsel Jaffna, dort, wo die Grenze zwischen den regierungs- und rebellenverwalteten Territorien verläuft. Der Angriff habe sich gegen die auf Armeepositionen gerichteten Artilleriegeschütze der LTTE gerichtet, heißt es aus Armeekreisen. Die Monitoring Mission hat in ihrem jüngsten Bericht beide Seiten der Verletzung des Waffenstillstands geziehen.

Die Gefechte ereigneten sich zu einem Zeitpunkt, da sich Präsident Mahinda Rajapakse von seinen nationalistischen Verbündeten freispielen konnte und mit der größten Oppositionspartei, der UNP, ins Geschäft gekommen ist. Die UNP, die einst den Waffenstillstand aushandelte, ist an der Fortsetzung des Friedensprozesses interessiert. Sie soll durch die Besetzung einiger Ministerien eingebunden werden. Dennoch will Rajapakse weiterhin militärische Stärke demonstrieren, um dem Vorwurf zu großen Entgegenkommens gegenüber den Rebellen entgegenzutreten.

Das politische Übereinkommen soll am 15. Oktober unterzeichnet werden. An dem Tag stehen die Sterne besonders günstig, was für den astrologiegläubigen Rajapakse von besonderer Bedeutung ist.

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